Groß (und etwas älter) gegen groß (und jünger)

Es gehört schon lang zur blau-weißen Tradition, dass gegen Saisonende ein Turnier „klein gehen groß – auf los geht`s los“ bzw. Söhne gegen Väter ausgetragen wird. Als die Kids noch klein waren, haben die Papas bei diesen Begegnungen liebevoll die Bälle aus Versehen vor die Füße ihrer Sprößlinge kullern lassen und der Behüter-Instinkt dominierte eindeutig vor dem Tor-Instinkt.  Doch die Zeiten ändern sich.

„Klein gegen groß“ war früher.  Jetzt heißt es „Gleichgroß gegeneinander“. Nix mehr mit Welpenschutz. Jeder Seite war klar: Die Ehre steht auf dem Spiel. Sie galt es heute ebenso zu verteidigen wie den Strafraum.  In Gedanken malte sich jeder der Kontrahenten bereits vor der Partie aus, wie er nach dem Spiel wohl als strahlender Sieger aussehen wird. Zumindest wollte jeder im Moment der Glückseligkeit grandios aussehen. Drum wurde auch schnell der Ruf laut, dass man auf jeden Fall in Trikots auflaufen wolle. Hätte Klaus dem Druck der quengelnden Meute (aus der Erwachsenenkabine) nicht nachgegeben, wären wahrscheinlich Tränen geflossen. Doch zum Glück konnte ein Trikotsatz aufgetrieben werden. Es wurde hierzu resümiert, dass dieser wohl beflockt wurde, als unsere Kids gerade das Licht der Welt erblickten, eventuell sogar noch früher. Aber das war ebenso egal wie die Tatsache, dass die Kleidung wohl im Verlauf der Jahre durchs viele Waschen sehr eingegangen war und nun bei den Spielern der Elternmannschaft hier und da mächtig figurbetont wirkte. Mit einer guten Atemtechnik und gezieltem Luftanhalten würden es die Nähte der Dresse wohl über die 2 x 20 Minuten aushalten, da waren sich alle sicher.

Da keiner so recht wusste, ob man wohl nach dem Spiel noch fotogen genug sein würde, wurde noch schnell vor Anpfiff ein Foto aller Akteure geschossen und dann ging es endlich los. Die in weiß spielende Jugendmannschaft fand sofort gut ins Spiel. Das Traditionsteam in blau hingegen wirkte anfangs noch etwas desorientiert und unsortiert. Die Jugend setzte tolle Akzente nach vor und ging auch rasch in Führung. Das Eltern-Team war extrem defensiv ausgerichtet, offensiv lief nur wenig bis gar nichts und Moritz fühlte sich in seinem Tor in den ersten 10 Minuten vollkommen ausgegrenzt vom Geschehen. Er sah aus der Ferne dabei zu, wie die Oldies, speziell Herr Schreiter, seinen ersten erfolgreichen Torschuss abgab und zwar in die total falsche Richtung. Es war ein erstklassiger Schuss, das muss man respektvoll bescheinigen und so ein schönes Eigentor hat man bislang nicht mal bei der EM in Frankreich gesehen. Aber die sehr gut agierende Torhüterin Frau Taubert war dennoch entrüstet über so wenig Orientierungssinn ihres Mannschaftskollegen. Die Weißen verbuchten das Geschenk gern auf ihrer Habenseite und bauten damit ihren Vorsprung weiter aus. In der ersten Halbzeit kämpften beide Seiten mit viel Einsatz und so mancher Spieler schleppte sich mit letzten Atemzügen hinter die Seitenauslinie, um sich auswechseln zu lassen und neue Kraft zu tanken. Der sportliche Einsatz der zwei Mannschaften führte zu einem hörbaren Schnaufen auf allen Feldpositionen. Doch alle bissen die Zähne zusammen und hielten tapfer durch, bis der erlösende Pausenpfiff ertönte. Die Jugendmannschaft beendete die erste Runde mit einer sehr guten 6:2 Führung.

Für die Väter hieß es jetzt, sich eine Strategie zu überlegen, wie man sich der drohenden Niederlage widersetzen könnte. Leider reichte aber die Puste nicht aus, um sich auf sprachlichem Wege auszutauschen. Zumindest konnte ich in meiner Funktion als Sportreporter außer gierigen Trinkgeräuschen und einer kontrollierten Hechelatmung keinem Pausengespräch lauschen und so blieb die taktische Ausrichtung für die zweite Spielhälfte noch um Dunkeln und unausgesprochen. Dennoch war nach Wiederanpfiff die Traditionsmannschaft wie ausgewechselt. Das Zuspiel klappte zunehmend besser, die Offensiv-Aktionen waren sehenswert und die Torgefahr wuchs. Allein die Chancenverwertung erinnerte an das Gruppenspiel der deutschen Nationalelf. Um es mit Jogis Worten zu sagen: Die Eltern hätten bereits in den ersten zehn Minuten der 2. Hälfte ausgleichen und in Führung gehen  m ü s s e n! Aber zum Glück war heute alles freiwillig und müssen musste heute keiner. Deshalb blieben einige Großchancen im erstklassig gepflegten, extrem gut bespielbaren Rasen hängen und Moritz konnte im Tor ein um das andere Mal aufatmen und hoffen.

Die Leistungssteigerung der „Alten“ blieb natürlich auch unserer Jugend nicht verborgen und die Stimmung unter der Weißen kippte allmählich von Fußball-Lust zu Fußball-Frust. Es ist ein altes Dilemma, mit dem wir auch in der zurückliegenden Saison immer mal wieder zu kämpfen hatten. Erst eine mentale Talfahrt, gefolgt von zunehmender Unordnung auf dem Platz bis hin an den Rand der Selbstaufgabe. Was hat Island, was Gersdorf heute nicht hatte? Nein, nicht Schafe oder so was. Ich meine: Kampfeswille und den Glauben daran, das Unmögliche zu schaffen. Natürlich wird so mancher schelmisch meinen, die Engländer zu schlagen sei nun wohl kein allzu große Kunst gewesen. Aber gerade der absolute Eifer und Wille der Außenseiter-Mannschaften der EM hat wohl bisher dem Turnier die größte Würze verliehen. Leider hat unsere C sich diese Erkenntnis wohl doch noch nicht zu 100 % für sich verinnerlicht. Schade, denn rein spielerisch wäre heute auf jeden Fall ein Unentschieden drin gewesen. Doch schlussendlich trug die sichtbare Spielfreude der Oldies diese mit einem 7:6 über die Ziellinie. So lagen Glück und Frust heute sehr eng beieinander. Die Blauen hatten nur deshalb keine stolz geschwellte Brust, weil sonst die Trikots geplatzt wären, aber an den Gesichtern konnte man es dennoch ablesen, dass sie schon mächtig stolz waren, dass sie es noch immer drauf haben. Ob man es wohl nächstes Jahr noch einmal würde wagen können? Zeit zum Regenerieren werden wir den Blauen genug geben. Vielleicht wird 2017 dann die Jugend als jubelnder Sieger dastehen. Wir Mütter drücken unseren Kindern dafür alle Daumen! Doch jetzt heißt es erst einmal, eine gute Ehefrau zu sein. Nach 2 x 20 Minuten Fußballspiel bedarf es wohl bei allen einer mindestens 2 x 20 minütigen Massage. Schließlich wollen morgen wieder alle ihren Teil zum Bruttosozialprodukt beisteuern.

Und hier sind noch ein paar Bildeindrücke vom Spiel:

Ein Kommentar

  1. Yvonne, danke für deinen tollen Bericht zur gefühlten 3. Abschlussfeier unserer C-Jugendsaison. Es war wieder ein schöner Abend. Ich wünsche allen Jungs, unserer Madlen, Trainern und natürlich allen Eltern erlebnisreiche Ferien, einen wunderschönen Jahresurlaub und freue mich in der neuen Saison auf das neue Experiment einer SpG mit der C-Jugend vom Lugauer SC.

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