Miteinander durcheinander – Chaos-Tag in Zwickau

5. Spieltag

ESV Lok Zwickau   –    Blau-Weiß Gersdorf D2   7:0 (4:0)

Tore: ESV (2., 12., 28., 32., 41., 44., 48.)

Kaum hatten unsere Spieler heute ihre Schultaschen in die Ecke gestellt, schnappten sie sich kurze Zeit später bereits die nächste Tasche – die blaue mit den Fußballschuhen und den Schienbeinschonern. Es gab sogar wieder einige, die Duschsachen dabei hatten und diese nach dem Spiel tatsächlich auch benutzten. Hier ein kleiner, dem Spielbericht vorangestellter Appell an alle Eltern: Gebt bitte darauf ein wenig acht. Es wird nicht mehr lange dauern, dann tummeln sich potentielle Schwiegertöchter unter den Fans und denen gefällt ein Kaltduscher besser als ein Warmduscher und ein Warmduscher immer noch besser als ein Gar-Nicht-Duscher. Doch nun zum Fußball:

Wir erinnerten uns alle noch gut an das vergangene Saisonspiel gegen den ESV und es hatte keiner vergessen, dass wir etwas vergessen hatten – unsere Trikots. Heute hatten wir sie dabei und hofften, dass uns diese mehr Glück bringen würden als die im letzten Jahr ausgeborgten sonnengelben. Doch mit Glück allein würden wir es wohl nicht schaffen. Man brauchte nur seine Ohren in Expertenkreisen offen zu halten, schon hörte man allerorten, dass der ESV technisch einiges drauf habe und sehr spielstark und torgefährlich sei. Ob das wohl stimmt? Wir würden es sicher bald herausfinden.

Unser Trainer hatte uns auf unseren Gegner gut vorbereitet. Mit Engelszungen hatte er immer wieder darauf hingewiesen, dass wir heute extrem eng decken müssen und die Gegenspieler nicht zum Zug bzw. zum Ball kommen lassen dürfen. Theoretisch hatten wir die Hinweise voll verstanden. Eng decken? Logisch! Den Gegner nicht davonlaufen lassen? Alles klar! Zuordnung strikt halten? Versteht sich von selbst! Nachrücken und Mitspieler unterstützen? Aber sicher! Doch mit dem Anstoßpfiff wurde die Theorie zur Praxis und auf einmal war alles nicht mehr so klar. Plötzlich waren da diese rot-schwarzen, deren Fußballschuhe wohl irgendein Sekret absonderten, an dem der Ball haften blieb. Dieser Zauber verschwand erst kurz vor unserem Tor, als die Klebewirkung nachließ, sich der Ball wie von Geisterhand vom ESV-Schuh löste, um dann davonzufliegen, immer weiter und weiter, bis er sich schließlich majestätisch in das Netz fallen ließ wie ein Karibikurlauber in die Hängematte. Nein, so hatten wir uns das nicht gedacht. Hatte der Zwickauer Herbstabend noch mit ein wenig Licht begonnen, so wurde es mit jeder Minute dunkler. Nicht nur, weil die Sonne allmählich hinter den Häusern verschwand, sondern weil unsere Hoffnung mindestens ebenso schnell unterging. Nach nur 2 Minuten stand es 1:0, dann 2:0, 3:0, 4:0. Zur Halbzeitpause war die Dämmerungsphase erreicht und allen war klar: Das wird heute noch ein ganz schwarzer Tag.

Vielleicht hätten wir noch etwas dagegen tun können, aber dazu hätte uns ein Licht aufgehen müssen. Der Trainer drückte heute vergeblich auf den Schalter und alle guten Worte verpufften wie Seifenblasen. In die Gersdorfer Reihen war heute einfach keine Ordnung zu bringen. Die Mannschaft war heute wie der Los-Topf der UEFA-Champions-League. Viele kleine Kugeln, die wild durcheinanderhüpfen, mal hin, mal her, mal hoch, mal runter oder sich um die eigene Achse ringelnd. So war unser heutiges Spiel. Wir wollten spielen wie Messi, aber es war dann doch eher der andere Messi, in dessen Rolle wir schlüpften: Der Messi als Produzent eines wilden heillosen Durcheinanders, frei jeglichen Ordnungssystems, mit nichts als Chaos um sich herum. Doch für die Blau-Weißen gibt es eine Therapie und die heißt: Training. Bedauerlicherweise häufen sich in nächster Zeit unsere Punktspieltermine und so müssen wir in den Praxistest, noch bevor wir weitere Probeläufe machen können. An das Spiel gegen den ESV wollen wir schnell einen Haken setzen und uns den weiteren Aufgaben stellen.

Die Gerüchte um den ESV haben sich leider bewahrheitet. Wir hatten es tatsächlich mit einer Mannschaft zu tun, die durch ihre technische Brillanz glänzte, die läuferisch extrem schnell war und überragend zusammenspielte. Wir hatten dafür kein Gegenmittel. Unser Schuhsohlen waren zu schwer, die Zuordnung war eine Zu-Unordnung und wir hatten lediglich Spielerpässe, sonstige Pässe geschweige denn Doppelpässe suchte man vergebens. Folgerichtig haben wir an diesem Zwickauer Oktoberabend eine Klatsche abbekommen, die weh tat. Doch wenn der Schmerz erst einmal nachlässt, wollen wir uns wieder aufrappeln und weitermachen. Dafür wünschen alle Fans der Mannschaft in den kommenden Spielen mehr Erfolg als gegen den ESV. Kopf hoch!

Und hier noch einige Bildeindrücke vom Spiel: