Alternativer Ansatz eines gemeinsamen Wettbewerbs für alle Spielstärken

Aktuelle Situation

Das Dilemma der Spielklasseneinteilung im Nachwuchsbereich ist wohl jedem Kind, jedem Trainer, jedem Betreuer und auch vielen vielen Zuschauern mindestens einmal, meist aber viel öfter vor Augen geführt worden. Ein richtiger Vorwurf ist niemandem zu machen, denn nach rein technischen Kriterien ist es so, wie derzeit praktiziert schon korrekt ausgeführt und entspricht auch dem gelebten Mechanismus im Erwachsenenfußball. So einfach ist die Sache aber leider nicht, wie man an Spielergebnissen jenseits der 20 Treffer sehen kann. Wem bringen diese Spiele irgend etwas? Für die Spieler der einen Seite ist es maximal eine Konzentrationsübung, für die Trainer vielleicht auch noch; für den Zuschauer ist es schwer mitzuzählen und spätestens in Hälfte zwei auch einfach ein bisschen langweilig. Eine spielerische Weiterentwicklung, die vor allem vom DFB mit dem kleineren Spielfeld ja auch forciert werden soll, gibt es in diesen Begegnungen nicht – auf keiner der beiden Seiten. Hier lassen wir Potentiale liegen, die wir später noch dringend brauchen können. Kinder sind gelangweilt oder frustriert, wandern (im günstigsten Fall) irgendwann zu anderen Sportarten ab oder bleiben am Ende ganz zu Hause. Damit ist niemanden geholfen.

Derzeit gibt mindestens alle zwei Jahre der Vorgänger-Jahrgang die Spielklasse weiter, was dann zu den großen Leistungsverwerfungen in den einzelnen Spielklassen führen kann. Gibt es gar fehlende Jahrgänge müssen gute oder sogar sehr gute Mannschaften immer wieder von ganz unten anfangen und werden praktisch nie richtig gefordert und haben auch keine Möglichkeit in den Kampf um den Kreismeistertitel einzugreifen. Irgendwann stagnieren sie dann und die Aufgabe der Trainer und Betreuer besteht dann daraus, für die Mannschaft adäquate Freundschaftsspiel-Gegner zu organisieren, um immer wieder Reizpunkte zu setzen, die aber normalerweise die Liga bringen sollte. Dieser Aufgabe kann sie aber im aktuellen Konstrukt nicht gerecht werden.

Vorschlag

Alle Mannschaften einer Altersklasse (z. B. E-Junioren mit in 2012 48 Mannschaften) im gesamten Kreisverband beginnen auf gleichem Niveau und werden nach regionalen Gesichtspunkten (kurze Wege) in acht Staffeln aufgeteilt. In jeder Staffel werden in fünf Spieltagen, also in einer einfachen Runde ohne Rückspiele drei Mannschaften  ausgespielt, die nach oben rücken und drei Mannschaften die auf dem Tableau nach unten rücken. Dort spielen sie dann wieder in einer 6er-Gruppe erneut 5 Spieltage und spielen so wieder drei Teams aus, die weiter nach oben rücken und drei die gegen die drei unteren Teams der Nachbargruppe spielen. Spielt man das System nach dem Plan durch hat jede Mannschaft quasi die Möglichkeit mit 20 Punktspielen Kreismeister zu werden, aber eben auch und vor allem mit zunehmender Dauer der Saison auch gegen von der Spielstärke zunehmend passendere Gegner zu spielen und zu lernen.

In folgendem Bild habe ich zur Illustration mal die obere Hälfte des Tableaus dargestellt. Die untere Hälfte sieht natürlich horizontal gespiegelt genauso aus.

Vorschlag Spielplan
Vorschlag Spielplan

Was meint ihr dazu? Die Idee ist natürlich nicht ausgereift und bedarf sicher noch ein wenig Feinschliff. Über Feedback und Kommentare würde ich mich sehr freuen. Auch Vor- und Nachteile der aktuellen oder der vorgeschlagenen Situation können wir sehr gern diskutieren.

Mirko Reitze

PS: Erwähnen möchte ich noch, dass dieser Vorschlag von mir allein ausgearbeitet wurde und nicht mit irgendwelchen Verantwortlichen im SSV Blau-Weiß Gersdorf e. V. abgestimmt wurde.

3 Kommentare

  1. Hallo Mirko,
    gerade mich als vorwiegend betroffenen Trainer in unserem Verein hat dein Artikel natürlich besonders interessiert. Du hast das Problem richtig erkannt und dazu einen möglichen Lösungsvorschlag ausgearbeitet, der funktionieren könnte.
    In unserem Verein haben wir einen besonders starken 2002/2003er Jahrgang. Leider ist dieser Jahrgang der Älteste, mal von den A-Junioren abgesehen. Das bedeutet, dass dieser starke Jahrgang bei jedem Altersklassenwechsel in der untersten Spielklasse starten muss. Das ist nach dem bisherigen System nachvollziehbar, aber für uns doch sehr unglücklich. Selbst wenn wir im 1. Jahr aufsteigen, spielen wir in der Saison darauf „nur“ Kreisliga. Der Kreismeister wird jedoch in der Kreisoberliga ausgespielt. Wir gehören regelmäßig zu den stärksten Mannschaften im Landkreis, können uns aber nicht gegen die Besten beweisen. Von daher finde ich deinen Lösungsansatz sehr gut. Er ermöglicht allen Mannschaften, um die Meisterschaft mitspielen zu können.
    Speziell für den Gersdorfer Fußball im Großen wie im Kleinen sehe ich ab dem D-Junioren-Bereich ein weiteres Problem. Ab dieser Altersklasse starten die Bezirksspielklassen, in welche nur der jeweilige Kreismeister aufsteigen kann. Das bedeutet für unsere Situation, dass wir im Nachwuchs nie im Bezirksmaßstab spielen können. Aber gerade dort können sich die Jungs und Mädchen am besten weiter entwickeln. Sollte es hier zu keinem umdenken kommen, werden unsere besten Spieler und Spielerinnen verständlicherweise immer und immer wieder den Verein verlassen, um höherklassig spielen zu können. Dies hätte auch fatale Folgen für unseren Männerbereich.
    Vielleicht lesen die Verantwortlichen unseres Vereines deinen Artikel und meine Meinung dazu und führen das Problem dem Kreisverband Fußball vor Augen.

  2. Den Gedanken finde ich richtig und gut.
    Das System ist eine Idee, aber ziemlich kompliziert. So „aus dem Bauch heraus“ habe ich aber auch keine konstruktive und einfachere Idee.
    In jedem Fall ist der Ansatz richtig. Wenn man sich mit besseren Teams misst, wird man besser. Beim SFV gibt es auch aufgeschlossene Leute. Mailt denen das doch mal. Mal sehen, was passiert.
    Ich habe bislang dort bzw. beim DFB immer Partner gefunden, die sich mein Anliegen angeschaut haben und versucht haben zu helfen. Also nur Mut. Der Lugauer SC (vertreten durch meine Person) wird euch unterstützen.
    Sportliche Grüße, Kay

  3. Hallo liebe Sportfreunde aus Gersdorf, ich habe mit großem Interesse diesen Beitrag gelesen und kann euch nur zustimmen. Nach anfänglichen Bedenken zum neuen Spielsystem und dem verkleinerten Spielfeld haben sich doch die meisten Mannschaften damit gut arrangiert. Diese neue Regelung ist auch bestimmt nicht der Grund für die teilweise bedenklich stimmenden Ergebnisse. Euer Vorschlag ist sicher der richtige Ansatzpunkt und meiner Meinung nach in einer etwas anderen Form auch relativ schnell umsetzbar. Das Staffelsystem wie es im Kreisverband Chemnitz schon seit Jahren im F-Junioren Bereich gespielt wird, könnte auch auf den Kreisverband Zwickau übertragen werden. Dort spielen alle Mannschaften aufgeteilt in 3 Vorrundengruppen eine einfache Hinrunde.. Danach spielen die 3 besten Teams jeder Staffel die Meisterrunde und alle anderen je nach Tabellenplatz die Platzierungsrunde (z.B. Platz 10 – 21, Platz 22 – 33). Somit wird erreicht, dass zumindest in der zweiten Saisonhälfte alle Mannschaften gegen gleichwertige Gegner spielen und am Ende wirklich die beste Mannschaft Kreismeister wird.
    Man sollte sich einfach mal mit den dafür zuständigen Leuten unterhalten und auf Verbesserungen aufmerksam machen.
    Sportliche Grüße aus Pleißa, Uwe

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