Trikottausch und Freudenrausch

5. Spieltag

SpG  Gersdorf/Lugau    :     Waldenburg              3:0 (1:0)

Tore: Elias, Lukas Sch., Sascha

Schonzeit für den Plutorasen, doch keine Schonzeit für unsere Elf! Da die Rasenspielstätte nun erst einmal in den verdienten Winterschlaf geschickt wurde, empfingen wir für den 5. Spieltag die Gäste aus Waldenburg auf unserem Hartplatz am Sommerbad. Einige der gegnerischen Fans waren ein wenig erschüttert, dass es „so etwas“ heute noch gibt. Natürlich träumen auch unsere Jungs von einem schönen Kunstrasenplatz, aber letztlich ist uns die „Gersdorfer Platte“ doch irgendwie ans Herz gewachsen. Wir verbinden damit genug nostalgische Erinnerungen vergangener Spiele, um vergessen zu machen, dass man sich auf dieser Spielstätte stets rotdreckige Schuhe und auch so manche rotdreckige Wunde holt. Sich Wunden zu holen, war freilich nicht das Ziel der Spielgemeinschaft, aber den Sieg holen wollten wir heute schon.

Nach dem Aufwärmen rief der Schiedsrichter zum Einlaufen und schnell gesellten sich die beiden hochmotivierten Mannschaften zum „Men in black“. Dieser merkte sofort mit wachsamem Auge eine kleine Regelwidrigkeit und fragte Moritz, ob er vielleicht noch ein anderes Trikot habe. Es ist nämlich nach den Statuten des Fußballs so, dass der Torhüter immer als solches zu erkennen sein muss. Selbst wenn er, sofern er den Mut hat und es die Spielsituation erlaubt, als Feldspieler herumrennen kann sooft er will, so darf er doch nicht wie einer aussehen. Unsere Mannschaft hatte heute die orangenen Trikots übergeworfen und unser Torwart trug ebenfalls die Farbe der Holländer. Das Problem wurde schnell gelöst. Moritz düste zum Ersatzkeeper Louis und entgegen sonstiger Praxis gab es einen Trikottausch vor dem Spiel und nicht danach. Louis erstrahlte nun in orange auf der Bank und Moritz sprintete zurück zum Schiri. Doch – verflixt! – nun sah er plötzlich aus wie die Waldenburger Feldspieler und er fügte sich harmonisch in die beige-gelbe Kontrahenten-Mannschaft. Mit einem Leibchen ums Leibchen war dann doch noch die farbliche Regelkonformität hergestellt und es konnte losgehen mit dem Spiel.

Bereits bei einem Blick in die Tabelle war allen von Anfang an klar, dass es kein leichtes Unterfangen werden würde, die Waldenburger zu schlagen. Wir kennen das Team ja aus manch zurückliegender Saison, gegen die Jungs kam man zweifellos nie ohne Kampf zum Sieg. Es versprach ein anstrengender Tag für unsere Jungs zu werden und ein spannender für die Zuschauer. Der Pfiff ertönte und von der ersten Minute an war es ein Spiel auf Augenhöhe. So verbissen wie heute mussten sich die Gersdorfer und Lugauer in dieser Saison noch nie um den Ball bemühen. Waldenburg hielt uns in Schach und wir sie umgekehrt auch. Die Zuschauer bibberten mit, ein klein wenig wegen kalter Finger und Füße, aber vor allem wegen der spannenden und aufregenden Partie, die sie zu sehen bekamen. Sowohl die Gäste als auch die Heimmannschaft schafften es in zahlreichen Situationen, sich in Tornähe des Gegners durchzuackern, doch noch waren echte Torchancen Mangelware. Entmutigen ließ sich davon aber keiner. Der Kampfeswille war deutlich zu spüren, niemand schonte sich und die Zweikämpfe wurde konsequent und unnachgiebig geführt. Den Gegner unter Kontrolle zu behalten, bedurfte viel Kraft und Konzentration. Dabei blieb leider das Spiel in die Breite ziemlich oft auf der Strecke. Es war sehr schwierig, aus dem dichten Mittelfeldpulk heraus zu einem Torabschluss zu kommen. Es waren einfach zu viele Leute auf zu engem Raum, um zielgerichtet die Kugel abzufeuern.

In die Breite zu gehen ist für einen Menschen eher unangenehm, für ein Fußballspiel ist es oft der Schlüssel zum Erfolg. Und so wunderte es nicht, dass der lange Pass, den Erik hinter der Mittellinie auf den Flügelstürmer Elias absetzte, uns endlich dem langersehnten Tor näherbrachte. Elias witterte die Chance, legte noch ein paar schnelle Schritte zurück, um seinen Gegenspieler loszuwerden, schnappte sich dann den Passball und zirkelte von links ins Tor. Der Ball schlug in der rechten unteren Ecke ein und unter den Zuschauern und auf der Trainerbank machte sich Freude und Erleichterung breit. Endlich der Führungstreffer für Gersdorf/Lugau! Gern hätten wir in der ersten Halbzeit nachgelegt und auf zwei Tore erhöht, doch diesem Ziel stellte sich Waldenburg fair und motiviert entgegen.

In der Halbzeitpause füllte Trainer Thomas die leeren Akkus seiner Jungs mit einen gehörigen Portion Lob und Motivation wieder auf und heiß auf die zweite Hälfte hüpfte unser Team zurück auf den Hartplatz. Wir erhöhten den Druck auf den Gegner und bereits in Spielminute 36 hielten die Waldenburger diesem Druck nicht mehr stand. Lukas Sch. versetzte dem Waldenburger Torhüter bereits kurz nach Wiederanpfiff den ersten Schreck, als er zum Torabschluss ansetzte. Leider ging der Schuss und auch der Nachschuss nicht ins Netz, doch die Waldenburger Alarmglocken schrillten. Wenig später versucht es Lukas nochmals, aus der Traube aus Gersdorfern, Lugauern, Callenberger und Waldenburgern heraus, den Ball zwischen die Pfosten zu bekommen. Es gelang und alle freute sich über das 2:0. Wir nahmen Waldenburg weiter in die Mangel, es vergingen nur drei Minuten und Sascha gab von außen auf Flo herein, dem leider das Glück nicht hold war und dessen Schuss nicht von Erfolg gekrönt werden konnte. Doch noch war es nicht vorbei. Sascha rückte ins Zentrum auf und versenkte den Nachschuss keck in den Maschen. Dieses dritte Tor spiegelte sehr schön wieder, wie unsere Mannschaft auftrat. Geschlossen, zielorientiert und mit einem unbändigen Siegeswillen. Nicht nur die Torschützen des heutigen Tages, sondern auch die Leute in der zweiten bzw. dritten Reihe und freilich auch unser erstklassiger Torhüter Moritz gaben eine klasse Bild ab, kämpften mit vollem Einsatz, ertrugen so manche Schürfwunde und lieferten den Zuschauern eine sehr unterhaltsame und bis zum Abpfiff aufregende Partie.

Die Motivation auf dem Platz war heute auf beiden Seiten extrem hoch und dennoch waren die Zweikämpfe fair geführt. Auch neben dem Platz schäumten die Emotionen ins Unermessliche. Der Leverkusentrainer Roger Schmidt hätte mit den Ohren geschlackert angesichts der Verbalexplosionen, die aus der Waldenburger Fankurve auf das Spielfeld drangen. Zum Glück pustete Kapitän Flo schnell die Zündschnur aus, die an Max aufgrund der Zurufe Feuer gefangen hatte und fast dazu geführt hätte, dass er hochgegangen wäre. Nein, wiederholen wollen wir hier nicht, was gesagt wurde. Wie sagte Julian Nagelsmann kürzlich sinngemäß: „Fußball ist ein emotionaler Sport und wir lieben es, wenn es emotional zugeht. Das Leid der Trainer und Fans besteht darin, dass sie einen hohen Puls haben und ihre Emotionen nicht durch körperliche Betätigung aus dem Körper bringen können. Man sollte nicht immer alles so hoch anbinden, was neben dem Spielfeld an Worten fällt.“ So wollen wir es auch dieser Stelle auch halten.

 Und hier noch einige Bildeindrücke vom Spiel: